„Fütterungsmanagement (Controlling) – Weniger verlieren, gesündere Kühe“

Am 09.02.2017 fand in der Liederhalle in Aalen-Hofen ein Fachvortrag von Frau

Prof. Dr. Kathrin Mahlkow-Nerge statt, mit dem Thema „Fütterungsmanagement

(Controlling) – Weniger verlieren, gesündere Kühe“. Die Bedeutung des

Controllings ist in den letzten Jahren stark gewachsen (Leistungssteigerungen,

höhere Anforderungen an Produktionstechnik, Management). Controlling gilt als

wichtiger Bestandteil professioneller Unternehmensführung. Controlling ist kein

eigenständiges Unternehmensziel. Es unterstützt die Unternehmensführung,

ersetzt sie aber nicht. Controlling ist vorausschauende Planung, entschlossene

Steuerung, aufmerksame Erfolgskontrolle, Aufzeichnungen führen, Ziele festlegen

und Kennzahlen vergleichen.

Die ständige Prüfung verschiedener Zielgrößen ermöglicht es, bei Abweichungen,

schnell gegenzusteuern und Fehler rechtzeitig zu erkennen. Dies beginnt und

endet mit „Stiftung Warentest“ Tier selbst. Tiere reagieren täglich auf ihr

gesamtes Umfeld, senden ständig „Kuh-Signale“ aus. Diese Signale sollen täglich

genau beobachtet und analysiert werden, um darauf reagieren zu können.

 

Betriebswirtschaftlich erfolgreichere bzw. optimierte Betriebe haben eine höhere Milchleistung, geringere Futterkosten, v.a. GF-Kosten - d.h. hohe Erträge mit guter Qualität, effizienteren KF-Einsatz, weniger Kuhverluste (3,7 vs. 5,3 %), weniger

Hauptfutterfläche/Kuh incl. JV (weniger Jungrinder, da niedrigere Reprorate), geringeres EKA, hohe Erträge mit guter Qualität und mehr Milch/ha:

  • + 25 %: > 15.000 kg ECM/ha; 63 ha für 100 Kühe notwendig
  • - 25 %: <  11.000 kg ECM/ha; 77 ha für 100 Kühe notwendig

Laut Frau Mahlkow-Nerge haben die meisten Betriebe noch etliche Reserven im

Grundfuttermanagement. Die Differenz zwischen einsilierter und vorgelegter

Futtermenge liegt bei 16 - 32 % (Ø 24 %). Die teuerste Silage ist die erzeugte,

aber nicht gefressene! Ansatzpunkte sind hier Silagebereitung/Silomanagement

(Verdichtung, Vorschub, Anschnittfläche, Wege zwischen Silo u. Stall, …),

Futtervorlage, Futterkrippenmanagement. Anhand einer Bachelorarbeit wurden

Verdichtungsmessungen bei 11 Grassilagen in Praxisbetrieben (kg TM/m³)

durchgeführt. Erschreckend war, dass der Richtwert von 240 kg TM je m³ nur in

der Mitte der Silostöcke eingehalten wurde. Die zweitteuerste Silage ist die

erzeugte, aber nicht veredelte Silage!

Hier sind wichtige Stellschrauben die Rationsgestaltung (passende/nicht passende

Futtermittel), Tiergesundheit, Umfeld der Tiere (Platz, Stress), Umgang mit

Tieren. Zudem sieht Sie das Einsparen der Futterrationskosten durch

vermeintlich „billigere“ Komponenten in der Rationsgestaltung für laktierende

Kühe als sehr gering an. Es gibt keine billigen Futtermittel, nur passende/effiziente oder weniger passende/ineffiziente für die entsprechende Rationsgestaltung. Erzeugungskosten der Futtermittel sind zwar bedeutsam, jedoch entscheidend aber ist, wie viel Futter veredelt/in Leistung umgesetzt wurde!

Futtereffizienz = ECM pro Kuh und Tag / TM pro Kuh und Tag

Zielwert (Herdendurchschnitt: ca. 170 - 180 LT):

1,5 kg Milch (ECM)/kg TM (bei ~ 7 MJ NEL/kg TM)

Befindet sich die Futtereffizienz unter dem Zielwert, werden die Rationskomponenten nicht optimal verwertet --> Ration wird damit zu teuer!

Mögliche Ursachen sind zu hohe XF-Anteile in der Ration (geringe Verdaulichkeit, geringe Nährstoff- und Energiedichte), schlechte Futter-/besonders Gärqualität, Pansenazidose/-fermentationsstörung (keine optimale Arbeit der Pansen-Mikroorganismen), Hitze- oder anderer Stress (Haltung, Umgang) und Erkrankungen (es werden vermehrt Nährstoffe zur Aufrechterhaltung der

Körperfunktionen benötigt). Keine bedarfsgerechte/-angepasste Fütterung z. B.

unausgeglichene Energie- und Eiweißlieferung der Ration, TMR ohne

Gruppenfütterung (Luxuskonsum bei Spätlaktierern), zu hohe Differenz in Energiekonzentration zwischen Rationen (bei Gruppenwechsel, a.p. ↔ p.p.), unpassende KF-Zusammensetzung. Futteraufnahme ist bedeutsames/zentrales Merkmal --> entscheidend ist jedoch, was veredelt wird --> Futtereffizienz!

 

Wer kennt die tatsächliche Futtereffizienz in der Milchkuhherde? Wichtige Fragen

sind hierbei:

  • Wie hoch ist Futteraufnahme (TM-Gehalte)?
  • Wie hoch ist die GF-Leistung?
  • Entspricht die erzeugte Milchmenge der bei der Rationsberechnung und -gestaltung unterstellten?
  • Passen die KF-Verbräuche zu den berechneten und zur Milchmenge?

Von der Futtermischanweisung zum Futterverbrauch zur Futtereffizienz zu den

Futterkosten/kg Milch!

 

Wir müssen wissen, worüber wir reden, wo wir stehen, wo etwas zu ändern ist. Dafür brauchen wir konkrete Zahlen! Konkret werden dafür die gefütterte Menge, gefütterte Tierzahl, KF-Preise, TM-Gehalte, GF-Erzeugungskosten und abgeholte Milchmenge benötigt. Erfassung und Dokumentation der Daten machen eventuelle Veränderungen schneller sichtbar, sensibilisieren uns für das Verhalten der Tiere und lassen uns schneller auf Reaktionen der Tiere eingehen (gegenlenken)!

 

Ketose – ein Problem vieler hochleistender Kühe. Deswegen sollte in jedem Betrieb ein Ketoseschnelltest im Einsatz sein. Es gibt einfache und hinreichend genaue Ketonkörperschnellbestimmungen im Blut, Harn und Milch. Diese ermöglichen unter praktischen Bedingungen, das Auge des Betriebsleiters/Herdenmanagers zu schulen/sensibilisieren. Wichtig ist eine konsequente, systematische Überwachung des Energiestoffwechsels der Kühe in den ersten Laktationstagen.

Fütterungscontrolling täglich bedeutet: beim Rundgang jedes Tier bewusst zu sehen (Wiederkauen, Kotkonsistenz, Laufverhalten), Tankmilchmenge (+ Inhaltsstoffe), ZZ-Kühe, Futteraufnahme (Vorlage-, Restmenge), Fressverhalten! Monatlich bedeutet: MLP-Daten (v.a. Veränderungen zum Vormonat, Laktationseinstieg), BCS!

Zusätzlich bei besonderen Anlässen (z. B. Silo-, Rationswechsel, vermehrt

gesundheitlichen Problemen, z.B. MIFI, NGV) empfiehlt Frau Mahlkow-Nerge eine

Stoffwechseldiagnostik (Harn), Ketosetests!

 

Mit den Tieren zu arbeiten bedeutet, jedes Tier wirklich zu sehen, zu erkennen, wann es ihm nicht gut geht, wann es unsere besondere Hilfe benötigt!

Dies bedeutet die bewusste Entscheidung sich um diese Tiere kümmern zu wollen!

Weder Bestandsgröße, noch Stalltyp sind entscheidend für Tierwohl, Leistungsniveau, Kennzahlen der Bestandsreproduktion, betriebswirtschaftliches

Ergebnis und Fortbestehen des Betriebes. Sondern immer noch Management des Gesamtunternehmens und von Milchkuhherden und dazu gehört: Jederzeit zu wissen, warum man etwas wie tut!