Klauenpflegetag mit Alexander Kösler

Am 02.03.2018 trafen sich die Teilnehmer unseres Seminares zuerst an der Hofstelle der Familie Schneider, bis alle anwesend waren, um sich dann in die Wirtschaft in Hüttlingen zu begeben um dort den Vormittag zu verbringen.

 

Zu Gast war den ganzen Tag Herr Alexander Kösler aus der Kösler und Arold GbR und Mitbegründer von AGROVIVA (Klauenschneiden und Spalten-/Laufflächenaufrauhen).

 

Für die Theorie am Vormittag hatte er eine Präsentation zusammengestellt und für den Nachmittag seinen Klauenstand mitgebracht, um dann auf dem Betrieb Schneider ein paar Kühe zu schneiden und den Ablauf eines richtigen Klauenschnittes den Teilnehmern zeigen zu können.

 

Zur Theorie: Zuerst stellte er sich selbst und seinen Heimatbetrieb vor und dann stiegen wir auch schon in die Materie der Klauen ein. Zu aller erst ging es um die Faktoren, welche das Wohlbefinden der Kuh beeinflussen und sich auch schnell negativ auswirken können:

  • Fütterung (Grundfutterqualität, Rationsgestaltung, Mischergebnis, Futteraufnahme, …)
  • Wasserversorgung
  • Stallklima
  • Stressfaktoren (Überbelegung, Umgang mit den Tieren, Rindern)
  • Hygiene
  • Melkarbeit (Melktechnik, Routine, usw.)
  • Kalbung
  • Gruppenwechsel
  • Genetik
  • Klauen
  • Stallgestaltung (Laufflächen, Liegeboxen, …)

Es ist nahezu unmöglich in allen Faktoren die optimale Lösung zu erreichen.

Allerdings kompensiert eine Kuh auch einen Fehler in einem oder zwei Faktoren.

Doch wenn sich die nicht optimalen Bedingungen anhäufen tut sich die Kuh schwer

ihre volle Leistung ab zu rufen.

Laut Kösler kann jede Kuh 10.000 kg Milch geben, wenn alle Faktoren optimal

sind, auch eine FV-Kuh.

 

Weiter ging es um die Fütterung. Auf dem Betrieb Kösler werden die Rationen so einfach wie möglich gestaltet. Wichtig ist eine wiederkäuergerechte Ration. Im Betreib Kösler wird das Eiweißfutter so eingestellt, das ein Harnstoffgehalt in der

Milch von 14 – 16 % erreicht wird. Ein höherer Harnstoffgehalt wirkt sich laut Kösler bereits negativ auf das Wohlbefinden der Kühe aus.

 

Stall- und Laufflächen-Gestaltung:

Hier ist es laut Herrn Kösler wichtig eine ebene Oberfläche (egal ob Spalten

oder Schieber) zu haben; ich zitiere: „Landwirte lassen ihren gesamten Oberbau

fremd machen, doch im Unterbau fangen sie an selbst Hand an zu legen und ziehen die Laufflächen von Hand ab und machen einen Besenstich darauf.“ Ein gut

gemachter Besenstrich ist nicht als schlecht an zu sehen, doch wenn ein Boden

sehr uneben ist, gestaltet sich auch die Sanierung mittels Fräsen oder

sonstigem als schwierig und Flüssigkeit läuft falsch oder nicht ab und steht in

den Vertiefungen.

All diese Fakten verschlechtern die Klauengesundheit evtl. auch erheblich.

 

Weiter ging es mit dem Aufbau und der Funktion der Klaue.

Anatomie der Klaue
Anatomie der Klaue

Der empfindlichste Punkt der Klaue ist, wo das Klauenbein auf die Lederhaut trifft.

Exakt an dieser Stelle sollte ein kleines Fettpolster liegen. Doch wenn die Kuh

zum Anfang der Laktation in eine Ketose verfällt, wird auch dieses Polster

eingeschmolzen und es kommt zur Einblutung in der Sohle.

Um diesem Vorzubeugen kann man dafür sorgen, dass die Kühe zum Anfang der

Laktation mit der Milch etwas verhaltener starten und erst ab dem 40. - 80. Laktationstag ihre volle Milchmenge abrufen.

Einfachste Möglichkeit dies zu erreichen ist die Tiere nicht so intensiv an zu

füttern.

Weiter wichtig für eine gute Klauengesundheit ist eine konsequente Durchführung der Maßnahmen, ob es regelmäßige Schneidemaßnahmen sind oder Klauenbäder.

Auf dem Betrieb Kösler werden bei allen Tieren zweimal wöchentlich Klauenbäder

praktiziert. Und auch auf dem Rinderaufzuchtbetrieb muss mindestens wöchentlich

einmal ein Klauenbad getätigt werden, um bereits gesunde Rinder nach der

Kalbung zu haben.

Herr Kösler unterscheidet in zwei Arten an Klauenverletzungen

und/oder Krankheiten. Infektiöse Erkrankungen und nicht infektiöse

Verletzungen, zumeist hervorgerufen durch äußere Einwirkungen oder durch Rehe.

Bei den infektiösen Erkrankungen sind meistens die gleichen Bakterien am Werk,

allerdings lösen sie unterschiedliche Krankheitsbilder aus.

 

Beim praktischen Klauenschneiden zeigte uns Herr Kösler zuerst das richtige Werkzeug um Klauen richtig schneiden zu können.

  • Klauenstand, am besten fest installiert mit Zutreibeeinrichtung
  • Flex mit passender Flexscheibe (hier gibt es verschiedene, kommt stark auf den Benutzer an)
  • Klauenmesser (Kösler verwendet ausschließlich rechte), diese werden regelmäßig geschärft und bei Bedarf ausgetauscht
  • Verbandsmaterial
  • Klauenkleber und Klötze

Danach wurden zwei Kühen die Klauen geschnitten. Wichtig hierbei wie folgend vorgehen:

Bereits beim Eintreiben der Tiere in den Stand darauf achten, wie sie gehen und auf welchem Fuß sie lahmen.

  • die Maßklaue (hinten die Innenklaue, vorne die Außenklaue) wird abgelängt, (75 – 80 mm)
  • die Sohlendicke eingestellt (5 - 7 mm) und darauf geachtet, dass die Trachtenhöhe möglichst hoch bleibt (ca. 40 – 45 mm)
  • nun wird die zweite Klaue der Maßklaue angepasst, WENN NÖTIG! (meistens nicht der Fall)
  • die Hohlkehlung wird geschnitten.
  • die schmerzhafte defekte Klaue wird keilförmig entlastet, WENN NÖTIG!
  • Defekte werden fertig geschnitten und loses Horn entfernt.
  • Beim Kleben eines Klauenklotzes ist darauf zu achten den Ballen großzügig zu entlasten

Direkt nach dem Schneiden gingen die Tiere deutlich weniger kuh-hessig. Wichtig sind auch saubere Aufzeichnungen der geschnittenen Tiere und deren Krankheitsbild.

 

Die zweite Kuh hatte an einem Fuß eine Verletzung, da diese größer war, wurde ein Klotz geklebt, weiter die Verletzung sauber ausgeschnitten, behandelt und

verbunden. Wichtig den Verband fest anbringen, aber nicht so fest, dass es den

Fuß abschnürt. Und der Verband sollte wasserdicht sein, da die Wunde trockene

Verhältnisse zur Heilung benötigt.

Für alle, die an unserem Klauenseminar nicht teilgenommen haben und alle anderen Interessierten, gibt es seit kurzem Klauenfitnet http://eleraning.klauenfitnet.de

Hier kann man sich selbstständig in einigen Filmen zwischen 20 und 45 Minuten Länge das Wichtigste rund um die Klaue und deren Erkrankungen aneignen oder das bestehende Wissen auffrischen.