Zollhofer Eiweißtag 10.07.2016

Der Anbau von Sojabohnen braucht Pioniere - Gut besuchter

Eiweißtag auf dem Zollhof in Rosenberg

  

Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierten sich für den Sojaanbau auf der Ostalb. Shouna, Abelina und Sultana sind nicht die diesjährigen beliebtesten Mädchennamen im Ostalbkreis. So orientalisch anmutend heißen einige Sojasorten, welche derzeit im Zollhof bei Rosenberg wachsen. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) organisierte zusammen mit dem Geschäftsbereich Landwirtschaft des Ostalbkreises und dem Betrieb Joachim Köhler in Zollhof den Zollhofer Eiweißtag 2016.

Mehr als 100 Besucher haben sich bei hochsommerlichen Temperaturen bei Vorträgen und auf dem Demonstrationsfeld über die Wirtschaftlichkeit und die Produktionstechnik rund um die Körnerleguminosen informiert. Körnerleguminosen,

zu denen die Sojabohne wie auch die Erbse und die Ackerbohne gehören, werden in der Tierfütterung als Eiweißlieferant eingesetzt. Der überwiegende Teil der in Deutschland verfütterten Eiweißpflanzen kommt allerdings aus Übersee.

Hauptanbaubauländer sind USA, Brasilien und Argentinien.

 

Um den heimischen Anbau zu fördern, haben der Bund und das Land Baden-Württemberg eine Eiweißinitiative gestartet. Ein Teil dieser Initiative ist das Verbundvorhaben „Soja-Netzwerk“. Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland. Im Rahmen des Sojanetzwerks werden deutschlandweit 120 Betriebe betreut.

 

Ziel der Eiweißinitiative ist es, mit Hilfe von Demonstrationsbetrieben den Anbau hier voranzubringen und den Import von Futtermitteln wie Sojaschrot zu reduzieren. Auf dem Betrieb von Joachim Köhler bei Rosenberg wird das Anbaupotenzial der Körnerleguminosen im Ostalbkreis erprobt. Es werden neben neun Soja-Sorten auch Ackerbohnen und Erbsen in Reinsaat und als Gemenge getestet.

 

Besonders wirtschaftlich sind Körnerleguminosen, wenn man sie im eigenen Betrieb verfüttern kann. Welche Begrenzungen es dabei gibt und wie Futterrationen speziell in der Rinderfütterung aussehen können, zeigte Dr. Hubert Schuster, Tierernährungsexperte von der bayerischen Landesanstalt für

Landwirtschaft auf.

 

Soja kann jedoch nicht nur als ausgereiftes Korn verfüttert werden. Es eignet sich auch zur Silagebereitung. Dieses Verfahren stellte Franz Glasl von der Bayern Genetik GmbH, die selber Sojasorten vertreibt, vor. Die Erntetechnik ist einfach, die Vegetationszeit kurz, der Wasserverbrauch ist niedrig und der Einsatz als eiweißreiches Futtermittel in der Rinderhaltung ist leicht möglich.

 

Schwieriger ist der Einsatz in der Schweinefütterung. Vor der Verfütterung müssen die Sojabohnen getoastet werden. Durch die Erhitzung werden bestimmte

Inhaltsstoffe , die die Verdauung behindern und zu Darmschädigungen führen,

vermindert. Die Sojabohnen werden dann auch für Schweine verwertbar. Wie dies

geschieht, konnte an einer mobilen Toastanlage besichtigt werden.

 

Eine Herausforderung stellt auch die Ernte der Sojabohnen dar, weil die Schoten

mit den Bohnen sehr tief sitzen und nicht immer vom Mähdrescher erfasst werden.

Ertragsverluste sind die Folge. Hier helfen flexible Schneidwerke, eine Technik, die erst seit zwei Jahren in Deutschland verfügbar ist und ebenfalls vor Ort besichtigt werden konnte. Die Schneidwerke passen sich Bodenunebenheiten an, sodass alle Bohnen erfasst werden.

 

Insbesondere der Sojaanbau steckt im Ostalbkreis aufgrund der klimatischen

Bedingungen noch in den Kinderschuhen. Noch sind die Ertragsschwankungen groß und nicht in jedem Jahr ist der Anbau wirtschaftlich. Es gibt sowohl im Anbau

als auch in der Verwertung noch Fragen zu klären. Damit diese beantwortet werden können, braucht es aber Betriebe wie den von Joachim Köhler, die Pionierarbeit leisten, von denen die gesamte Landwirtschaft profitieren kann. Joachim Köhler ist jedenfalls optimistisch. Er verfüttert sein selbsterzeugtes Soja an seine Milchkühe und konnte dadurch die Inhaltsstoffe seiner Milch deutlich steigern. Ein Effekt, den auch die Referenten des Eiweißtages bestätigen konnten.